Als angehender Geograph ist Island ja ein Muss und so stand zusammen mit meiner Arbeitskollegin Marie diesen Sommer die lang ersparte Island-Reise an. Voller Aufregung ging es am 04. August mit dem Zug zum Düsseldorfer Flughafen, wo ich mit zwei guten Freunden noch eine Kleinigkeit gegessen habe. Dann ging es zum Check in für den Flug WW757 mit WowAir, welcher mit 1 Stunde Verspätung und gefühlten 3mm Beinfreiheit weniger ein "Wow"-Erlebnis war. Immerhin hatte man beim Landeanflug einen schönen Blick über den Sonnenuntergang und Keflavik. Vom dortigen Flughafen sind wir weiter zur Autovermietung und haben sogar ein Upgrade auf Automatik und Navi erhalten (was besonderes Glück war, da wir beide das Navi zuhause liegen gelassen haben, wobei eine gute Straßenkarte in Island auch vollkommen ausreichend ist). Mittlerweile war es dann auch schon 2 Uhr nachts, was man nicht unbedingt bemerkt, da es im Sommer nicht wirklich dunkel wird, sodass wir unser Zelt einfach nur schnell am Straßenrand aufgeschlagen haben. Geweckt von den ersten Autos um 8 Uhr morgens haben wir am ersten richtigen Tag erstmal am Strand mit Blick auf eine Werft gefrühstückt und uns auf die Suche nach einem Supermarkt gemacht. Weiter ging es dann mit dem Renault Clio Kombi durch die schöne Lavalandschaft zum ersten Vulkan.
Auf dem Parkplatz angekommen haben wir uns einer Vulkan-Tour angeschlossen, mit der wir erstmal eine Stunde zum Vulkan wandern mussten. Normalerweise bricht die Magma-Kammer eines Vulkans nach dem Ausbruch ein, sodass nur der Kegel übrig bleibt. Bei diesem Vulkan ist dies aber nicht passiert, sodass der Vulkanschlot also noch komplett erhalten ist. Durch diesen Schlot fährt man dann bei dieser Tour mit einer aufzugähnlichen Konstruktion hinab und hat somit das einzigartige Erlebnis, dass Innere eines Vulkans zu sehen. Ja, das lässt Geographenherzen höher schlagen! Das Magma ist hier so schnell herausgeschossen, dass man sogar einen direkten Blick auf das Ausgangsgestein erhält. Die Farbenpracht der Gesteine ist dabei noch überwältigender als auf dem Foto erkennbar. Viel zu schnell mussten wir leider wieder raus aus dem Vulkan, aber oben von seiner Spitze hatte man eine schöne Aussicht bis nach Reykjavik. Und auf dem Rückweg habe ich dann noch einen megaputzigen jungen herumspielenden Polarfuchs entdeckt. Der war sogar nichtmal scheu und echt ein knuffiges Ding!
Nächstes Ziel war eine versteckte Höhle, die früher mal ein Lava-Abfluss war. Schnell die Stirnlampen aufgesetzt und reingeklettert, wurde man sofort belohnt: Überall Eiszapfen die vom Boden in die Höhe wachsen. Sowas nenne ich dann nämlich ein "Wow"-Erlebnis! Bevor wir uns am Abend das erste mal bei starkem Wind mit einem Gaskocher versuchten, war die letzte Station des Tages eine Wanderung vorbei an sprudelnden und dampfenden Löchern bis wir zu einem heißen Bachlauf kamen. Also rein in die Badehose und ab ins Nass. "Oh scheiße ist das heiß!!!" Also doch wieder raus und weiter Bachabwärts probiert. Dort konnte man sich langsam an die Wassertemperatur gewöhnen und das heiße Bad im Freien genißen. Zusammengefasst, am ersten Tag gab es einen Vulkan, ganz viel Eis und heißes Wasser. Solche Gegensätze findet man wohl nur auf Island...
Von der Sonne geweckt gab es heute Frühstück mit Blick auf die Berge. Nach einer kurzen Fahrt, bei der wir einen Tramper mitnahmen, kamen wir am Geysir Strokkur an, der etwa alle 10 Minuten eine große Wasserfontäne in die Luft schleuderte. Hier störte mich allerdings ein wenig der Massentourismus, sodass ich mich mehr an dem Anblick einer tiefblauen Quelle erfreute. Nicht weit entfernt liegt dann noch der berühmte Gullfoss, dort stürzen mächtige Wassermassen in einen tollen Canyon. Auch hier gab es viele Touristen und so war unser nächstes Ziel umso schöner, wenn auch die Fahrt dahin etwas komplizierter. Es ging nämlich zum etwas abgelegenen Bruarfoss. Auf dem letzten Kilometer führte ein schmaler Fußweg durch eine mit Wasserläufen durchschlängelte Landschaft wie aus Kinderbüchern hindurch zwischen Birken und Sträuchern zu einer traumhaften Brücke über den Fluss. Diese gab den Blick auf auf den sprudelnden Wasserfall frei, welcher durch die vielen Luftblasen in ganz intesivem hellblau schimmerte. Und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
Obwohl sich der Platz gut zum Zelten eignete, haben wir uns zum Weiterfahren entschieden, da es noch nicht so spät war. Zum Abendessen haben wir nahe der Ringstraße am Urridafoss gehalten. Der Weg führte uns weiter auf die 261 nach Hliðarendi zu einem Gedenkplatz für den Dichter Þorstein Erlingsson. Es eröffnete sich ein tolles Panorama mit vielen Wasserfällen auf der einen Seite und schneebedeckte Berge auf der anderen. Hier war ein paradiesischer Wasserfall von einem kleinen Wald umrandet und beim Anblick der menschleeren traumhaften Idylle war klar: "Hier wird gezeltet!"
Da es uns hier so gut gefiel, haben wir kurzerhand entschlossen am nächsten Tag eine Wanderung in der Nähe zu machen. Ausgeschlafen ging es bei strahlendem Sonnenschein zum 800m entfernten Gluggafoss, bei dem das Wasser durch eine Lava-Röhre in ein Becken aus Vulkangestein fällt. Nach etlichen Fotos sind wir nebendran den Berg hinauf um diesen Wasserfall von oben zu begutachten. Überraschenderweise waren über dem Wasserfall noch etliche weitere wundervolle Wasserfälle, sodass wir aus dem Staunen gar nicht mehr herauskamen. Den Rest des Tages haben wir dann etwas ruhiger bei einem Buch am Dichterplatz, von uns auch Paradies genannt, ausklingen lassen.
Heute haben wir das Paradis verlassen, denn wir wollen ja noch mehr von Island sehen. Erste Station war der Seljalandsfoss, ein Wasserfall hinter dem man herspazieren kann (wobei wasserabweisende Kleidung schon von Vorteil ist). Nur 300m weiter ist dann der Glufrafoss und obwohl er es gar nicht nötig hat, versteckt er sich hinter einer Felsnische. Man muss also zwischen zwei Steilwänden durch den Bachabfluss stiefeln um die volle Pracht zu entdecken. Dafür ist das Ambiente und Getöse der Wassermassen umso eindrucksvoller. Eine kurze Fahrt später gab es dann auch schon den nächsten mächtigen Wasserfall, den Skogafoss, der wie ein breiter Schleier 60m hinab stürzt. So nun aber genug Wasserfälle für heute, machen wir mal mit dem Solheimajökull Gletscher weiter. Schon beeindruckend, wie bunt Eis so werden kann.
Aber egal, als nächstes kommt nämlich ein Highlight, auf das ich mich vor der Reise schon lange gefreut hatte: Das Flugzeugwrack! Nun, da ich ja voll auf Flugzeuge abfahre und Fan von verlassenen Orten bin, musste ich da unbedingt hin. Vor Ort wurden natürlich unzählige Fotos geschossen, mit Eyjafjallajökull im Hintergrung, mit und ohne Passagier und und und. Schweren Herzens mussten wir irgendwann auch mal weiter und so ging es zum Kap Dyrholaey. Hier soll es einen der schönsten Strände der Welt geben, aber da an dieser Ecke das Wetter nicht so richtig mitspielte und es extrem windig war (so stark musste ich noch nie gegen ihn kämpfen), haben wir darauf verzichtet ins Meer zu springen. Der schwarze Sand, die bizarren Felsformationen und Papageitaucher waren dennoch schön anzuschauen. Die Fahrt führte uns zum ersten Mal Tanken vorbei an Vik weiter durch eine atemberaubende Lavalandschaft nach Skaftafell, wo wir mit Blick auf gletscherbedeckte Berge unser Zelt aufschlugen.
Nach einem späten Frühstück startete der Tag mit einer Wanderung vom Camping Platz zum Svartifoss, bei dem das Wasser imposante Basaltsäulen hinabstürzt. Auf dem Rückweg kamen wir an 2 weiteren Wasserfällen und einem feenartigen Bachlauf vorbei, bevor wir dann zum Gletschersee Jökulsarlon weiterfuhren.
Vor einem spektakulärem Berg-Panorama gelegen schwimmen im Jökulsarlon Robben und Eisberge. Die Eisberge schimmerten nicht nur in den verschiedensten Farben sondern nahmen auch lustige Formen an, so hat Marie zum Beispiel einen Elefanten entdeckt. Der See hat einen Abfluss ins Meer, wohin die Eisberge treiben und dann von den Wellen zurück an den schwarzen Strand gespült werden. Das ergibt einen skurrilen schwarz-weiß Kontrast, der natürlich für etliche Fotos herhalten musste.
Irgendwann haben wir den Strand auch wieder verlassen um nach Höfn ins Schwimmbad zu fahren. Das schöne in Island ist, dass fast jedes noch so kleine Dorf ein Schwimmbad hat und dies immer Freibäder sind, denn warmes Wasser gibt es ja genug. Neben dem großen Becken gibt es auch immer 2 Hot Pots mit 39° und 41°C heißem Wasser. Darin lässt es sich mit Blick auf die schneebedeckten Berge ganz gut entspannen... Gut erholt sind wir am Abend noch an etlichen Fjorden entlang zum Zeltplatz in Eskifjördur gefahren. Aber auch das Fahren in Island ist recht entspannt, da es kaum Verkehr gibt und das Auto mit Automatik Getriebe und Tempomat praktisch eh von selber fährt.